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Der Heilige Beatus und die Beatushöhlen
Die Sage vom heiligen Beatus Vor langen Zeiten lebten die Bewohner um den Thunersee weltabgeschieden im Heidentum. Eines Tages, da kamen über den Brünig zwei Fremdlinge gewandert, in Kutten von schwerem Stoff, mit langem Pilgerstab: Beatus und Justus. Sie zogen dem Brienzersee entlang ins Bödeli, überquerten den Lombach und kamen ins uralte Dörfchen Sundlauenen. Die beiden wurden von den freundlichen Hirten gastlich aufgenommen und mussten von ihrer Reise erzählen.
Im fernen England sei ihre Heimat, berichteten diese, und gekommen seien sie, um den Bewohnern dieser Gegend eine gute Botschaft zu bringen. Beatus erzählte ihnen vom gütigen Gott im Himmel und von Jesus Christus seinem Sohn, der in die Welt gesandt ward, um die Menschen selig zu machen. Die Sundlauener baten Beatus, dass er bei ihnen bleibe, und sie in diesem neuen Glaubensweg noch besser unterrichte.
Der Sage nach ist Beatus ein urchristlicher Missionar, der um 12 n.Chr. in Schottland geboren wurde und um 112 n.Chr. am Thunersee gestorben ist.
Beatus hiess ursprünglich Suetonius und stammte aus einer vornehmen Familie. Auf einer Reise nach Italien begegnete er in Mailand dem Apostel Barnabas, der ihm das Evangelium verkündete und ihn taufte. Auf seiner Weiterreise lernte er in Rom den heiligen Petrus kennen. Der Apostelführer erteilte ihm die Priesterweihe und den Auftrag, bei den Helvetiern das Evangelium zu verkünden.
Die Höhle Er wolle gerne bleiben, doch möge er niemandem zur Last fallen; sie sollen ihm in der Umgebung eine Höhle zuweisen, wo er und Justus wohnen könnten, mehr bräuchten sie beide nicht.
Der Mythos Drache Als es am Morgen dämmerte, machten sich die beiden auf und gelangten bei Sonnenaufgang bei der Höhle an. Der Drache empfing die fremden Ankömmlinge mit schrecklichem Zischen. Beatus aber hob seinen Pilgerstab und beschwor den grausigen Lindwurm im Namen Gottes des Allmächtigen. Mit ohnmächtigem Wutgeheul fuhr der Drache aus und stürzte in den See, der darob siedend aufkochte.
Beatus als Glaubensbote Beatus war in diese wilde Gegend gekommen, um als Glaubensbote zu wirken. An jenem denkwürdigen Morgen, an dem der Drache mit heftigem Getöse in den See fuhr, dass es schauerlich von den Bergen widerhallte, eilten die Leute herbei; sie wollten das grosse Wunder schauen, dem Helden hohe Ehre erweisen. Beatus aber belehrte sie, dass nicht ihm Ehre gebühre, sondern allein dem Gott der Christen, der Macht habe, die stärker sei, als alle Gewalt des Bösen Feindes. Willig hörten sie ihm zu, nicht nur an diesem Tage. Sie kamen wieder und wieder, und lauschten seinen Worten.
Bau der Wallfahrtskapelle Bald war ihnen Beatus nicht mehr fremd, sondern Freund und Vater, der die Leute in ihren Hütten aufsuchte, ihnen freundlich zusprach, tröstete, sie heilte und gesundbetete. Sie aber halfen ihm bei der Höhle ein Kirchlein zu bauen, um sich darin zum Gottesdienst zu versammeln. Auch auf der anderen Seite des See's wurde Beatus bekannt. Vor allem in Einigen glaubten viele, liessen sich taufen und bildeten eine Christengemeinde, die von Justus betreut wurde. In der neugebauten Kirche kamen auch dort die Gläubigen allsonntäglich zusammen.
St. Beatus - Tod und Begräbnis Der heilige Beatus erreichte trotz aller Entbehrung und aufopferndem Dienst zum Wohle und Heil der Menschen ein hohes Alter. Niemandem ist er je zur Last gefallen, viele hat er mit Rat und Tat unterstützt und ihnen in Ausweglosigkeit und Not den Weg gewiesen ...
(1904 entdeckte man bei Ausgrabungen ein Plattengrab mit Skelettresten)
Als nun St. Beatus fühlte, dass er sterben musste, rief er Justus, seinen Gefährten zu sich. Sein Leichnam wurde in der Höhle begraben. Später wurde auch Justus, gemäss seinem Wunsch, neben Beatus bestattet. Die St. Beatushöhle - so wurde sie von nun an genannt - wurde zum Ort des Gebets und der dankbaren Erinnerung an den, der die Frohbotschaft an das rechte Thunerseeufer gebracht hatte. Niemals mehr ist die Predigt des Evangeliums seither verstummt.
Die Reformation 1528 Die Wallfahrtskapelle "St. Batten" bei den Beatushöhlen wurde 1528 am Fuss des Berges auf obrigkeitlichen Befehl geschlossen. Vorher hatte sie auch der Dorfbevölkerung als Pfarrkirche gedient. Zu dieser Zeit entschied sich Bern für die Reformation. Die Klöster wurden aufgehoben, Messe und Heiligenverehrung abgeschafft. Auch St. Batten wurde geräumt und die Bilder verbrannt.
Kreuzzüge nach St. Batten "St. Beaten" war geräumt, die Bilder und Altäre entfernt und der reformierte Gottesdienst eingerichtet. Das hinderte aber die Wallfahrer aus der Innerschweiz nicht, scharenweise über den Brünig her zum altehrwürdigen St. Batten zu pilgern.
Bern ging nun radikal gegen den Beatuskult vor, denn es bangte um das Gelingen der Reformation im Berner Oberland. 1530 liess Bern das "St. Battenloch vermuren". Vier Jahre später wurde der Wallfahrtsort vollständig geschleift, die Höhle musste erneut zugemauert werden.
Bau der Kirche Beatenberg Als Ersatz für die geschlossene Kapelle bei der Beatushöhle entstand auf Beatenberg 1534 eine einfache, hölzerne Kirche, welche nach fast 150 Jahren durch einen gemauerten Bau ersetzt wurde, der bis heute Bestand hat (Bild oben). Erst im Jahr 1844 wurde im Westen der Unterweisungsraum (das Kirchenstübli) angebaut.
Sankt Beatus heute Heute wird der Heilige Beatus nur noch in der Innerschweiz verehrt. In Obsee bei Lungern steht eine ihm geweihte Kapelle. Beatus ist auch Schutzpatron von mehreren Kirchen, so z.B. der Hofkirche Luzern, über deren Hauptportal er noch heute gegen lebensfeindliche Drachen kämpft.
Quellen:
- http://www.jakobsweg.ch/home/spiritualitaet/div-beitraege/beatuslegende/
- Nach G. Dummermuth. Der Schweizerapostel St. Beatus, Sage und Geschichte,
Max Birkhäuser & Carl Huber, Basel 1889
Sagen - Legenden - Heiligentraditionen in der Schweiz
Evangelisches Pfarramt an der Universität St. Gallen
Die Berner haben den Beatus, die St. Galler haben Gallus, die Zürcher haben Felix und Regula. Zahlreiche Regionen der Schweiz haben ihre lokalen Heiligentraditionen und damit verbundene Legenden, die bis in das frühe Mittelalter zurückreichen. Viele dieser Traditionen haben trotz Reformation und Moderne auch heute noch eine überraschende kulturelle, geschichtliche und religiöse Relevanz. So gehen beispielsweise die typischen Schweizer Vornamen ganz wesentlich auf Heilige zurück, die in unserem Land – sei es legendarisch proklamiert, sei es historisch belegt - wirksam waren.
Die Vorlesungen werden eine Reihe wichtiger Heiligentraditionen der Schweiz beleuchten und speziell ihre Wirkungsgeschichte bis in die Gegenwart erläutern.
Inhalte der 3 öffentlichen Vorlesungen an der Universität St. Gallen:
1. Christliche Traditionen der Schweiz Beispiel die Beatuslegende
(pdf-Dokument - 8 Seiten 1397 KB)
2. Sage der thebäischen Legion
(pdf-Dokument - 7 Seiten 3400 KB)
3. Heiligentraditionen in Zürich und Glarus
(pdf-Dokument - 7 Seiten 3200 KB)
Pfarrer Markus Anker, St. Gallen » www.ref-sg.ch/uni-pfarramt/
Die Beatus-Höhlen und das Höhlenmuseum
Vom weitverzweigten Höhlensystem sind bis heute zirka 14 Kilometer erforscht. Davon ist 1 Kilometer dank elektrischer Beleuchtung und gesicherten Pfaden bequem begehbar. Der Rundgang durch die Grotten führt durch gewaltige Tropfstein-Formationen, weite Hallen und Schluchten.
Die Beatushöhlen bleiben ein beliebtes Ausflugsziel für Jung und Alt. Sicher und kundig geführt können sich die Besucher in die Tiefe der geheimnisvollen Höhle begeben, die Zelle mit dem Heiligen Beatus besuchen, oder sich einfach ans Wasser setzen und lauschen... und ... wer sich die Zeit nimmt zu lauschen, kann auch heute noch fühlen. Dieser Ort ist nicht zufällig durch all die Jahrhunderte hindurch ein Heilsort gewesen. Er ist mit vielen Schönheiten ausgestattet, reich an Geist und Geschichte, an Lieblichkeit und Geborgenheit, erfrischend und belebend, auch heute noch.
Eingangsbereich zu den Beatushöhlen
Text und Bildzusammenstellung: Heinz Rieder
Anmerkung zur Sage des Heiligen Beatus
Die Sage (v. ahd. saga, „Gesagtes“) ist eine zunächst auf mündlicher Überlieferung basierende, kurze Erzählung von unglaubhaften, fantastischen Ereignissen, die aber als Wahrheitsbericht aufgebaut ist oder auf tatsächlichen Begebenheiten beruht. Damit steht der Realitätsanspruch der Sage über dem des Märchens. Gleich wie im Märchen kommt es oft zur Benennung eines Helden und damit zur Heldensage. Der ursprüngliche Verfasser der Sage bleibt in der Regel unbekannt, der Verfasser einer zugehörigen schriftlichen Fixierung ist dagegen gelegentlich zumindest grob benannt. Quelle: Wikipedia